Schamanismus
Visionssuche

Visionssuche

Überall auf der Erde gab es wohl schon immer zum Ende der Kindheit Ablösungsrituale vom Elternhaus, bevor ein junger Mensch eigenverantwortlich seinen Weg hinaus in die Welt beschritt. Dabei ging es nicht nur darum, sich von der Familie abzunabeln, wozu verschiedene Formen von Cuttings dienten, sondern auch zu lernen, dem inneren Ruf zu folgen. Die Frage lautet: Wer bin ich und was sind meine Lebensaufgaben?

Um Antworten auf diese wesentlichen Fragen zu finden, braucht es Zeit für Besinnung und Stille, um innerlich zur Ruhe kommen zu können. Manches ahnen wir längst, aber anderes kann durch äußere Faktoren verschüttet oder ängstlich verdrängt worden sein. Eine Visionssuche trägt dazu bei, Klarheit in uns zu gewinnen.

Bevor es losgehen kann

Eine Visionssuche ist kein Spaziergang und erfordert eine lange, gute Vorbereitung. Es macht Sinn, im Vorwege Fragen zu formulieren, die eigenen Stärken und Schwächen zu notieren und zu überprüfen, wie gut man über längere Zeit allein sein kann.

Ein wesentlicher Teil der Vorbereitung ist die regelmäßige Tempelarbeit. Sie wird auch in den langen Tagen der Visionssuche einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen leisten.

Hilfreich bei der Visionssuche ist außerdem das schamanische Reisen. Es wird an den Tagen in der Natur zeitlich einen großen Platz einnehmen.

Erst dann wird nach einem Zeitfenster geschaut, in dem sowohl die oder der Visionssuchende als auch der begleitende Mensch ausreichend Zeit für ein so großes Unterfangen haben.

Sieben Tage und Nächte mit sich selbst allein

Für die Visionssuche begeben wir uns an einen Ort in der Natur, an dem wir eine Woche lang möglichst ungestört sein können. Ich empfehle sieben Übernachtungen, mindestens aber drei.

Am besten eignet sich ein abgelegener Platz im Wald, da es in Deutschland wohl kaum noch Strände gibt, die über mehrere Tage menschenleer sind. An diesem Ort markiert der oder die Visionssuchende einen Kreis auf dem Boden. Der Radius sollte in etwa der Körpergröße entsprechen. Dieser Kreis wird für die Dauer der Visionssuche nicht verlassen. In diesen abgesteckten Raum werden lediglich drei Liter Trinkwasser pro Tag und ein möglichst guter Schlafsack mitgenommen. Die Visionssuche beginnt, wenn die Begleitung sich für die nächsten drei bis sieben Tage verabschiedet.

Begleitung in Rufbereitschaft

Wer jemanden auf die Visionssuche vorbereitet und schließlich die Zeit für die Selbstkonfrontation als gekommen sieht, ist auch für die Begleitung zuständig, das heißt, er oder sie schlägt das eigene Lager in Rufnähe auf, um im Notfall ansprechbar zu sein. Früher waren Menschen es gewohnt, allein in der Natur zu sein, und es gab deutlich weniger Ablenkung und Berieselung im Alltag. Heute sind die meisten froh, wenn sie wissen, dass da jemand in der Nähe ist, wenn sie ihren Ängsten begegnen.

Um für die Visionssuche alle Kräfte beisammen zu haben, kann eine vorherige Seelenrückholung sinnvoll sein.

Den eigenen Schatten begegnen

Ein Tag auf engem Raum mit nichts als sich selbst und seiner Wahrnehmung ist für manche schon eine zuvor leichtsinnig unterschätzte Herausforderung. Die erste Nacht im Freien bringt dann oft auch bereits Ängste zutage. Meiner Erfahrung nach schläft in dieser Nacht fast niemand. Jedes Geräusch ist verdächtig und irgendetwas Unheimliches lauert hinter nahezu jedem Busch und Baum. Der Sonnenaufgang bringt die ersehnte Erleichterung, und zum Glück sind die Nächte im Sommer in unseren Breiten kurz!

Die weiteren Tage sind neben der schamanischen Arbeit gefüllt mit einer Mischung aus Langeweile, Selbstzweifeln, ersten Erkenntnissen, inneren Ausflüchten, intensiven Wahrnehmungen und Beobachtungen, dem Wunsch aufzugeben und vielem, was wir sonst noch so im Alltag am liebsten ignorieren. Hier gibt es kaum Ablenkung und es ist endlich Gelegenheit, sich auf die Reise nach innen zu begeben.

Unterstützung erhalten wir auch von unseren Krafttieren.

Visionen einladen

Meist erst am dritten oder vierten Tag ist unser Geist so entspannt und unser Widerstand so befriedet, dass wir beginnen klarer zu sehen und zu erkennen, wer wir sind. Dann können wir Visionen einladen, um die beste Version unserer Persönlichkeit zu ent-decken. Allmählich kristallisiert sich heraus, wofür wir in diesem Leben angetreten sind und was wir in Zukunft gestalten und machen wollen, weil wir uns nun die Selbstermächtigung gegeben haben. Wer sieben Nächte in seinem Kreis geblieben ist, wird mit großer Wahrscheinlichkeit mindestens die letzte in tiefem inneren Frieden genossen haben.

Weitere Wege zur inneren Klarheit

Wen eine Visionssuche überfordert, kann auch auf andere schamanische Methoden zurückgreifen, um seinen Lebenszielen näher zu kommen. Tempelarbeit ist eine davon und verspricht neben dem schamanischen Reisen den größten Erfolg. An die bahnbrechenden Erfolge der Visionssuche, die mitunter einer Initiation gleichen, werden sie allerdings nie heranreichen können.

Destruktive alte Bindungen lassen sich mit einem Cutting lösen. Das sollte am besten schon vor der Visionssuche erfolgen, um möglichst frei von Altlasten und dadurch offener für die ureigenen Lebensvisionen zu sein.

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Hier gibt es Grundsätzliches zum Schamanismus